Februar 25

Reviewer Charlie-Chan antwortet

1  Kommentare

Vor gut drei Wochen hab ich dazu aufgerufen Fragen an einen Reviewer zu stellen. Es sind auch einige sehr interessante Fragen zusammengekommen. Charlie-Chan hat diese nun beantwortet.

LATeamFür diejenigen die uns noch nicht kennen, möchten wir uns kurz vorstellen. Charlie-Chan ist Brie und Wolfgang. Unser Player-Account ist LATeam. Wir wohnen in LAngenau, 15 km nördlich von Ulm an der A7 gelegen. Wir cachen seit September 2007. Mit ganz vielen Freunden durften wir die beiden Ulmer Megaevents GC20002 und GC2MEGA mitorganisieren. Unser zweites Hobby neben der Geocacherei ist das Tauchen. Wir tauchen regelmäßig in Südfrankreich, wo auch ein paar Caches von uns liegen. Diese werden netterweise von unseren französischen Freunden gewartet.

Vielen Dank an spike05.de für das Interview und natürlich Danke für die interessanten Fragen.

Warum dürfen andere Geocaching-Plattformen nicht per Querverweis/Link im gc-Listing angegeben werden, auch wenn diese nichtkommerziell sind?

Das wissen wir leider nicht. Diese Frage solltest du direkt an Groundspeak stellen.

Wieviel Spielraum hat ein Reviewer beim Auslegen der Regeln? Wieviel persönlichen Ermessensspielraum?

Grundsätzlich wird jedes Cachelisting gemäß den aktuellen Guidelines geprüft. Daran muss sich auch jeder Reviewer halten. Bei manchen Faktoren, wie z.B. Caches in Naturschutzgebieten gibt es keinen Ermessensspielraum, da dort gesetzliche Regelungen gelten. Und in diesen Gebieten gibt es für Geocacher natürlich auch keine Sonderrechte. Etwas anders sieht das z.B. bei Listingtexten aus. Ob ein Text familienfreundlich ist, oder eine bestimmte Passage als unerwünschte Werbung oder als Information zu einem Thema angesehen wird, liegt ein Stück weit im Auge des Betrachters.

Warum werden Cachebeschreibungen nicht auf Inhalte kontrolliert, speziell bei Tradis (Im besonderen leere Listings, Ein-Satz-Listings, extreme Schreibfehler im Titel und Text,…)

Bei leeren Listings werden die Cacheowner von uns gebeten eine Beschreibung einzufügen. Leider sind dann manche Texte doch sehr knapp gehalten. Dies ist aber Sache des jeweiligen Cacheowners und kein Hinderungsgrund für eine Veröffentlichung. Aus zeitlichen Gründen ist es leider nicht möglich alle Listings auf Rechtschreibfehler hin zu prüfen. Wo fängt man da an, bei der Zeichensetzung oder bei der Groß- und Kleinschreibung? Bei extremen Rechtschreibfehlern oder wenn das Listing ganz unverständlich ist, versuchen wir dem jeweiligen Owner zu helfen eine bessere Form zu finden.

Was ist das grobe Bild, das die Cacher in der Kommunikation mit dem Reviewer abgeben? kommunikativ, konsensbereit oder eher stur und trotzig?

In der Regel begegnen uns die Cacher im Schriftverkehr sehr freundlich und kooperativ. Natürlich gibt es Cacher, die im ersten Moment enttäuscht sind, wenn ein Cache, nicht wie gedacht, veröffentlicht werden kann. Das verstehen wir als leidenschaftliche Cacheleger sehr gut. In diesem Falle versuchen wir im Dialog, dem Cacheowner zu helfen den Cache so umzugestalten, dass er den Guidelines entspricht und veröffentlicht werden kann.

Macht einem Reviewer das Cachen eigentlich selbst noch Spass?

Aber natürlich! Wenn wir dazu kommen 😉 Seitdem wir Reviewer sind, ist die Zeit noch knapper geworden. So freuen wir uns umso mehr, wenn wir mit Freunden einen tollen Cache erleben dürfen.

Bis vor ein paar Jahren konnten noch längere Wandercaches durch Mysteries so gestaltet werden, dass man nicht wirklich wusste, wo man am Ende langgeht und wo die Finaldose liegt. Geocaching ins Blaue” hat was! Könnte man diese Art des Cachens nicht wieder ins Programm aufnehmen ohne mit versteckten Rätseln o.ä. arbeiten zu müssen. Das wäre auch eine Möglichkeit den Powertrails entgegen zu wirken (mit Abstandregel von 1000 m+) und den Wanderen unter den Cachern wieder neue Anreize zu bieten.

„Geocaching ins Blaue“ ist ja auch jetzt noch möglich. In der Regel ist ja jeder Multi so gestaltet, dass man nicht weiß wo man landet. Natürlich gibt ein Multicache auch nur einen Statistikpunkt, aber genau das sollte die Wanderbegeisterten nicht stören. Ein Grund warum Mystery auf Mystery nicht mehr veröffentlicht werden, ist dass beim Fehlen eines Caches die ganze Kette unterbrochen wird und die anderen Caches automatisch unauffindbar werden.

Warum machen die meisten Reviewer so ein Geheimnis um ihre Identität (Spieler-Account)?

Wir hatten am Anfang Bedenken, dass wir von der Community z.B. bei Events anders behandelt werden als vorher. Aber schon bald wurde uns klar, dass wir bei Gesprächen über zweifelhafte oder unverständliche Entscheidungen des Reviewers nicht immer nur weghören, sondern dazu Stellung beziehen wollten. Wir sind im Nachhinein froh, dass wir uns so entschieden haben. Nur weil wir Reviewer sind, fühlen wir uns nicht als was Besonderes. Unsere Aufgabe ist es lediglich als freiwillige Helfer Listings zu prüfen und Cachownern dabei zu helfen, dass ihre Caches freigeschaltet werden.

Wie reagierst Du wenn Du Diskussionen über fragwürdige oder “illegale” Caches mitbekommst z.B. Diskussionen im Listing dessen Link geteilt wird oder Diskussionen in Sozialen Netzwerken oder Foren in denen Du (natürlich und das ist ja OK so) mitliest? Liest/prüfst Du auf Grund dieses Mitlesens den diskutierten Cache mit Reviewer-Augen und machst ihn ggf. dicht (archived oder auch locked bei Note-Diskussionen) oder reagierst Du erst wenn Du quasi “offiziell” einen Hinweise per E-Mail oder NA-Log bekommst? Habt ihr für sowas Ermessens Spielraum?

Zuerst mal: Wir lesen ganz wenig in sozialen Netzwerken oder in überregionalen Foren. Wenn wir in unserer Freizeit am Rechner sitzen, versuchen wir diese dazu zu nutzen Caches zu reviewen oder unsere eigenen Cacheprojekte voranzutreiben. Wenn wir aber angeschrieben werden, oder durch entsprechende Logs (Needs Archived, Needs Maintenance) auf Missstände aufmerksam werden, gehen wir der Sache natürlich nach. Aber auch dann versuchen wir im Dialog mit dem Cacheowner eine Lösung zu finden.

Wie schwer ist es momentan Abzuwägen zwischen Hobby erhalt und interessanter Gestaltung und Genehmigungen einfordern? Stelle ich mir als Balance-Akt vor. Den für viele zählt ja nur tiefer im Wald, höher an der Brücke oder dem Telefonmast, weiter, noch lostplaciger…. Klar, das schöne ist das bei GC jeder sich seine Lieblingssparten suchen kann, aber manche Sparten sind halt reizvoll, aber haben auch nachteile die manche (“nach mir die Sinflut”) billigend in Kauf nehmen. Ist hier eine Art Steuerung oder “Begleitung” durch den Reviewer überhaupt möglich mit dem Ziel das Hobby ohne neue gesetzliche Einschränkungen, wie GC-Verbote, zu erhalten? Stichwort: Die seit Jahren beschworene aber nur teils eingetretene Selbstregulierung auf Grund obiger Verhaltensweisen.

In dieser Frage hat sich Geocaching in den letzten Jahren grundsätzlich gewandelt. Hat sich vor ein paar Jahren noch niemand für die Hand voll Leute interessiert, die „nachts durch den Wald rennen“, ist das heute sehr wohl ein Thema bei Jägern, Naturschützern usw. Dieser Entwicklung müssen wir alle Rechnung tragen. Grundsätzlich gilt: Jeder Cacheowner versichert mit dem Einreichen des Listings, dass er die Genehmigung für den Cache hat. Bei manchen Caches, wie z.B. Nachtcaches im Wald oder Caches in Lostplaces fragen wir explizit nach der Genehmigung und weisen den Cacheowner auch nochmals auf dessen Verantwortung hin. Unsere Aufgabe als Reviewer ist es, die eingereichten Cachelistings auf die Einhaltung der Geocaching.com Guidelines zu prüfen. Wenn draußen etwas schief läuft ist es Eure Aufgabe uns durch entsprechende Logs darauf aufmerksam zu machen, damit wir reagieren können.

Ich schätze mal, dass Reviewer einiges an Mailverkehr abarbeiten müssen. Wie groß ist der Anteil von positiven/kreativen und destruktiven Mails. Entspricht das etwa dem, was man aus Foren meint herauslesen zu können?

Wie schon oben erwähnt, lesen wir kaum in überregionalen Foren. Aus eigener Erfahrung können wir aber sagen, dass die Vielzahl der Mails (geschätzt 99 %) in einem konstruktiven und freundlichen Ton geschrieben werden. Wenn in manchen Foren ein anderes Bild beschrieben wird, können wir das aus unserer Sicht absolut nicht bestätigen.

Die Anzahl der Reviewer ist ja enorm gestiegen. Somit dürfte es auch immer schwieriger weden innerhalb der Gruppe einheitlich zu arbeiten. Nach außen hin wirkt es so, dass einige Reviewer ihren eigenen, nennen wir es mal Stil haben. Wie weit sind da die Freiheiten?

Aufgrund der größer gewordenen Anzahl der Reviewer und regionaler Besonderheiten (z.B. unterschiedlichen Landeswaldgesetzen) werden die Caches in den einzelnen Bundesländern von den zuständigen Reviewern geprüft. Dadurch kann es durchaus zu regional unterschiedlichen Entscheidungen kommen. Die Zuständigkeiten für die einzelnen Regionen kann man übrigens unter http://www.gc-reviewer.de/reviewer/zustaendigkeiten/ nachlesen. Bezüglich der „künstlerischen“ Freiheiten möchten wir auf die bereits oben beantwortete Frage verweisen.

Gab es Anlass die eigenen Caches zu überarbeiten nach der Ernennung zum Reviewer?

In der Tat haben wir einige unserer Caches überarbeitet. Das liegt aber in erster Linie nicht an unserer Reviewertätigkeit, sondern z.B. an einem geänderten Umweltverständnis. Natürlich schauen wir uns hin und wieder mal eigene Caches kritisch durch und reagieren dann entsprechend, wenn wir Fehler finden.

GC mutiert ja immer mehr zu einem Spiel rund um Statistiken. Welche Statistiken führen denn Reviewer? (Max publish-day = monday? publish/archiv-Quote ….)?

Eigentlich kaum zu glauben: Wir führen als Reviewer gar keine Statistiken. Ab und zu schauen wir darauf, wie viele Listings von uns freigeschaltet wurden. Das war’s dann aber auch schon.


Vielen Dank an Brie und Wolfgang für die ausführliche Beantwortung der Fragen.


Tags

interview, reviewer


Weitere Beiträge

  • Interessante Fragen und Antworten. Danke an Charlie-Chan für die ausführlichen Informationen.
    Besonders interessant ist die Frage nach den „schlechten Listings mit Schreibfehlern“. Klar, dass deswegen der Cache noch nicht gegen die Guidelines verstößt, aber ich hab bisher immer einen direkten Zusammenhang (schlechtes Listingschlechter Cache und gutes Listing guter Cache) gefunden.

    Markus (me_mjt)

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
    >